Auftraggeber:
Ein Schweizer Biowein-Versandhaus
Architekten:
osmb Architekten AG
Projektentwicklung:
Oliver Schwarz, Christine Sträuli-Türcké
Ein Schneckenhaus
Der übergrosse Backsteinkamin ist bereits von weitem sichtbar. Könnte eventuell eine alte Schmiede dem Gewerbeboom noch standgehalten haben?
Vom Trottoir der Kantonsstrasse mit Bushaltestelle ausgehend eröffnet ein grosszügiger Schotterkiesplatz unter schattenspendenden Akazien den Eingangsbereich zum neuen Weinhandelszentrum bei Pfäffikon im Kanton Zürich. Dem Besucher mag das Pultdachgebäude zuerst als ein landwirtschaftliches Nutzgebäude vorkommen. Beim Nähertreten wird jedoch die kultivierte Gestaltung dieses Hauses sichtbar. Das grosse Holzschiebetor ist zur Seite gerollt, die Glastüren des Eingangsbereiches laden ein einzutreten und Entdeckungen zu machen.
Metapher zum ökologischen Weinanbau
Aus reziklierten Backsteinen sind die dicken Aussenwände des Hauses gemacht. Diese zeigen sich stellenweise auch in den zu Nestern und Muster vermauerten Backstein-Bruchstücken. Da steht nun zwischen den zwei benachbarten Grossgewerbebauten dieses Hausgebilde von tatsächlich archaischer Bauweise. Ein Haus das von handwerklich überragender Könnerschaft erzählt und keine Zeitangabe macht. Als Schmuckelemente finden sich im Mauerwerk vereinzelt übergrosse, aus rauem Beton gegossene Weinberg-Schneckenhäuser.
Im Gebäude
Der Gebäudeeingang führt in einen über zwei Geschosse hohen Wintergarten. Je nach Jahreszeiten und Veranstaltungskalender unterschiedlich wird seine Nutzung sein. Der grosse Backsteinkamin bildet in diesem Raum den Ankerpunkt. Die Eintreffenden werden in Nieselregentagen von einem knisternden Kaminfeuer empfangen. Die Kaffee- und Weinbar leitet zum grossen Verkaufsraum über. Hier befinden sich die Weinregale und Inseln für weitere Bioprodukte.
Das Untergeschoss steht als grosse Atelierfläche mit eigener Infrastruktur und einem eigenen Eingang auch für separate Nutzungen bereit. Ebenfalls auf dieser Ebene - über Terrain - befindet sich die nach Süd-Westen ausgerichtete Wohnung des Hausmeisters.
Soviel zu unserer Projektvision.
Aufgabe und Bedingungen
Wir befinden uns in der Gewerbezone bei Pfäffikon ZH. Die Kopfseite der langen und schmalen Bauparzelle liegt direkt an der Kantonsstrasse. Sie wird von zwei Parzellen mit grossen Aglomerations-Gewerbebauten flankiert.
Der Biowein-Handelsunternehmer führt uns bereits in die dritte Wettbewerbsrunde. Er verlangt für diesen Standort nach einem kostengünstigen, innovativen und kreativen Wurf auf der Basis ökologischer Bauweise.
Eine alternative Hausbautechnik
Das Gebäude sollte sein inneres Klima selbsttätig generieren. Die von Kieskoffern ausgehenden, massiven Backstein-Aussenwände werden nach innen durch eine zweiten Wand aus Holz, deren Abstand 15cm zur Aussenwand beträgt, ergänzt. Der vollverglaste Pultdachstock und der Schotterkoffer im Erdreich bilden die Klimakammern. Die Luft zirkuliert und reguliert die innere Raumtemperatur im Kreislauf über die Wandzwischenräume, den Dachraum und durch das Erdreich.
Die Wettbewerbsentscheidung
Von über hundert Wettbewerbsteilnehmern bleiben schlussendlich noch zwei beteiligte Architekturbüros übrig. Zwischen den beiden Projektabgaben der dritten Stufe wird kein Gewinnerprojekt erkoren, denn das Biowein-Handelsunternehmen verabschiedet sich zu diesem Zeitpunkt vom Bau weiterer regionaler Weinhandlungszentren um eine andere Verkaufsstrategie zu verfolgen. Christine Sträuli-Türcké